5. April 2010

Es würde nichts ändern, ob du gehst oder bleibst

TRUST mit Tänzern der Compagnie anoukvandijk dc und Schauspielern der Schaubühne am Lehniner Platz

Mir war nicht klar, was mich hier erwarten würde - Tanz- bzw. choreographisches Theater ist ja immer so eine Sache. Entweder begeistert es mich total oder ich muss mich sehr bemühen, Zugang dazu zu finden. Dieses Stück hat mich begeistert.

Schon nach wenigen Minuten, wenigen Sätzen, wenigen Bewegungen der Darsteller auf der Bühne taucht man ein in die Atmosphäre und lässt sich vom Rhythmus des Stücks abholen. Die Tänzer und Schauspieler winden sich über die Bühne, ziehen sich an, stoßen sich ab, an und wieder ab wie in einer Endlosschleife.

Die von den Darstellern gesprochenen Texte werden wiederholt, gleichzeitig oder versetzt von mehreren gesprochen, unterschiedlich betont. Das Stück mutet bisweilen wie ein Musikvideo an, bei dem Teile immer wieder gesampelt und neu gemischt werden.

Die Dialoge (oder Monologe) scheinen zum Teil übertrieben und doch kennt man sie genau: "Wir haben eigentlich keine Beziehung zueinander außer, dass du mein Freund bist, aber ansonsten..."

Die Figuren des Stückes suchen nach ihrer Identität und dem Sinn ihres Handelns: "Ich kann doch nicht immer, wenn mir etwas nicht passt, ein Che Guevara T-Shirt kaufen und damit den Ku-Damm auf und ab laufen."

Sie versuchen, ihre Beziehung zu ordnen: "Lass uns einfach alles so lassen wie es ist. Es ist zu kompliziert, das jetzt alles zu ändern. Lass uns nicht alles durcheinander bringen."

Das alles ist gespickt mit einer tragischen Komik, die es dem Zuschauer erlaubt, auch immer wieder einen ironischen Blick auf diese (und die eigenen) Beziehungen zu werfen.

Wer etwas übrig hat für choreographisches Theater, Bewegung und Klang sollte dieses Stück sehen.

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